Kennt ihr die Geschichte von Frederick, der Feldmaus? Die im Herbst keine Vorräte sammelt, sondern Sonnenstrahlen und Farben für kalte und graue Wintertage? Frederick macht es genau richtig und wir können uns ein Beispiel an ihm nehmen. Denn der Herbst ist eine unglaublich faszinierende Jahreszeit des Wandels und der Veränderung. Die Natur beschert uns ein leuchtendes, buntes Feuerwerk, aus dem wir alle Energie und Lebensfreude ziehen können, bevor sie sich in den Winterschlaf zurückzieht.
„Ich arbeite doch“, sagte Frederick, „ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage. “Und als sie Frederick so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie: „Und nun, Frederick, wir sind alle am Arbeiten, was machst du jetzt?“ „Ich, ich sammle Farben“, sagte er nur, „denn der Winter ist lang und grau.“
Frederick, Leo Lionni, 1967
Denn wenn morgens der Frost auf den Blättern glitzert, der Tau auf den Spinnennetzen funkelt und Herbstpflanzen wie Astern und Silberkerze ihren großen Auftritt haben, dann ist das Balsam für die naturliebende Seele. Diese Momente können wir aufsaugen und in unserem Kopf wie in einem Marmeladenglas aufbewahren. So legen wir wie Frederick Vorräte für lange Winterabende an, an denen wir uns erfreuen können.
Der Herbst ist aber nicht nur eine Zeit, in der man seine Umgebung auf sich wirken lässt, sondern auch des aktiven Handelns. Es ist Zeit, in unseren Garten zu gehen und ihn dabei zu unterstützen, sich auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Das gilt natürlich nicht nur für die pflanzlichen, sondern auch für die tierischen Bewohner. In diesem Artikel gebe ich dir 8 Tipps, wie du den Herbst nutzt, um deinen Garten winterfest zu machen.
Tipp 1: Stauden stehenlassen
Wir fangen ganz entspannt an, denn dieser Tipp ist, etwas NICHT zu tun: Nämlich deine Stauden zu schneiden! Stauden, Gräser und immergrüne Pflanzen sorgen auch im Winter für eine wunderschöne, üppige Gartensilhouette. Denn obwohl viele Pflanzen mittlerweile verblüht sind, sehen sie immer noch schön aus, insbesondere, wenn sie bizarre Formen oder interessante Blätter haben. Beispiel gefällig? Ich zeige dir Pflanzen, die sowohl in voller Blüte, als auch danach toll anzusehen sind!
Außerdem sind vertrocknete Pflanzenteile für viele nützliche Insekten ein guter Schutz und bieten sich als Überwinterungsmöglichkeiten an. Ganz wichtig: Lass natürlich nichts stehen, was augenscheinlich krank ist. Wenn du zum Beispiel Blattflecken an deiner Pfingstrose oder Mehltau an deinem Phlox findest, gehört dieser großzügig weggeschnitten. Damit die Krankheit sich nicht verbreitet muss dieser Grünschnitt in den Restmüll!
Extra-Tipp: Pflanzen, die stark versamen, solltest du rechtzeitig vor der Samenreife schneiden, damit sie nicht überhand nehmen und andere Pflanzen verdrängen. Dazu gehören zum Beispiel Akeleien und Purpur-Lein.
Tipp 2: Gräser für deinen Herbstgarten
Der Herbst ist die Zeit, in der sich Gräser zum Star im Garten entwickeln. Sie sind in jedem Garten ein absolutes Must-Have, denn sie bringen Leichtigkeit und Natürlichkeit in die optische Gestaltung. Auch hier werden es dir die Insekten danken, denn sie brauchen die Gräser, um ihre Eier ablegen zu können. Gräser, wie zum Beispiel das Lampenputzergras (Pennisetum) sind also nicht nur hübsch anzuschauen, sondern auch nützlich und wichtig.
Weitere wunderschöne Gräser, die Zauber in deinen Garten bringen sind Chinaschilf-Arten (Miscanthus sinensis). Die Sorte ‘Ghana’ ist besonders farbenfroh und und besticht mit ihrer weithin leuchtenden Herbstfärbung. Die ganze Pflanze scheint bereits ab August zu glühen! Die Sorte ‘Gracillimus’, das sogenannte Eulalia-Gras (Miscanthus sinensis), besticht mit seinen elegant, bogig überhängenden Blättern, die sich im Herbst bronzefarben verfärben, und durch den sehr harmonischen, abgerundeten Wuchs.
Tipp 3: Pflanzen und Blumenzwiebeln setzen
Bis Ende Oktober ist die optimale Zeit, um in deinem Garten neue Pflanzungen anzulegen oder entstandene Lücken aufzufüllen. Denn jetzt können die Pflanzen gut einwachsen, Wurzeln bilden und haben genügend Wasser zur Verfügung. Das führt zu gesunden und robusten Pflanzen. Zudem sind im Herbst die Temperaturen oft angenehm kühl. Das reduziert den Stress für neu gepflanzte Pflanzen, die so nicht der Hitze des Sommers ausgesetzt sind. Wenn du Tulpen und Narzissen liebst und dich schon auf den Frühling freust, dann ist jetzt ebenfalls der richtige Zeitpunkt, um die Blumenzwiebeln in die Erde zu bringen.
Tipp 4: Stauden teilen
Der Herbst ist auch die perfekte Zeit, um Stauden zu teilen! Grundsätzlich sind diese Pflanzen zwar sehr robust, aber auch sie benötigen ein gewisses Maß an Pflege und Aufmerksamkeit. Das Teilen und Neuanpflanzen sorgt für Frische und neues Wachstum. Aber warum ist der Herbst die beste Jahreszeit, um Stauden zu teilen? Ganz einfach, im Herbst beginnen viele Stauden in eine Ruhephase überzugehen. Das macht es einfacher, sie zu teilen, ohne ihre Wachstumszyklen zu stören.
Auch hier sind die kühleren Temperaturen und höhere Luftfeuchtigkeit ideal, um den Stress für die Pflanzen zu minimieren und es ihnen zu erleichtern, sich im neuen Zuhause zurechtzufinden. Wenn du deine Stauden regelmäßig begutachtest und bei Bedarf teilst, fördert das ihr gesundes Wachstum und verjüngt ältere Pflanzen, was zu einer noch schöneren und volleren Blütenpracht führen kann. Denn manche Stauden bilden nur noch außen Blüten, wenn sie zu eng gewachsen sind. Teilen kann hier wie eine vitalisierende Kur wirken. Ein weiterer Vorteil: Du musst keine neuen Pflanzen kaufen, sondern erschaffst sie in deinem eigenen Garten. Das ist nachhaltig und kostengünstig.
Extra-Tipp: Welche Pflanzen sollte man im Herbst teilen? Zum Beispiel: Bart-Iris, Bergenien, Taglilie, Storchschnabel und Phlox. Es gibt auch einige Stauden, die nicht geteilt werden sollten. Dazu gehören Silberkerze, Akelei, Tränendes Herz und Pfingstrosen.
Tipp 5: Laub entfernen und kompostieren
Keine Frage, raschelndes Laub gehört untrennbar zum Herbst und klingt nicht nur herrlich, sondern sieht auch toll aus. Nichtsdestotrotz kann es nicht immer dort bleiben, wo der Wind es hintreibt. Wenn sich zu viel Laub auf deinem Rasen ansammelt, kann die dazu führen, dass er erstickt und kahle Stellen entstehen. Es ist daher ratsam, regelmäßig nachzusehen, ob in deinem Garten Laub entfernt werden sollte.
Falls dies zutrifft, wäre es besser, wenn du einen Rechen anstelle eines Laubbläsers verwendest. Obwohl ein Laubbläser vielleicht bequemer und schneller ist, hat er den großen Nachteil, dass er eine erhebliche Lärmbelastung verursacht und viele nützliche Tiere vertreiben oder sogar töten kann. Der verursachte Lärm kann nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Umgebung eine enorme Belastung darstellen.
Das Laub kannst du als Mulch auf deinen Beeten ausbringen und die Pflanzen damit vor Frost schützen. Aber Achtung: Sortiere alle Blätter, die Anzeichen von Krankheiten, wie beispielsweise Pilzbefall zeigen, vorher aus! Diese gehören in den Restmüll.
INFO: Welches Laub verrottet schnell und ist daher bestens geeignet die Beete zu mulchen?
Die Blätter von Ahorn, Hainbuche, Esche, Eberesche, Linde und die Blätter der Obstbäume und Blütensträucher verrotten relativ zügig und lassen sich gut zusammen kompostieren. Gerbsäure-haltiges Laub braucht länger, dazu gehören z.B. Eiche, Walnuss, Kastanie, Platane, Pappel und Buche.
Tipp 6: Kompost anlegen
Der Rasen muss übrigens nicht picobello von Laub aufgeräumt sein, denn alsbald kommen die Regenwürmer und ziehen die Blätter in ihre Erdhöhlen. Dort lassen sie sie verrotten und fressen sie dann. Wenn du den Regenwurm nicht allein arbeiten lassen möchtest, kannst du natürlich auch selbst einen Kompost anlegen. Der Herbst ist die beste Zeit, um organische Materialien zu sammeln und natürlichen Dünger für deinen Garten zu produzieren. Auf einem Kompost kannst du deine Gartenabfälle, Laub und Grünschnitt sammeln und auch Obst- und Gemüsereste, Kaffeesatz oder Eierschalen.
Dabei gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Möchtest du zum Beispiel eine Kompostrotte oder einen Kompostbehälter? Letzterer schützt deine Bio-Abfälle vor wilden Tieren. Gerade wenn du viele Lebensmittelreste kompostieren möchtest ist diese Variante sinnvoll. Die einfachste Möglichkeit ist aber ein offener Komposthaufen. Zuunterst solltest du eine Schicht aus groben Materialien wie Äste oder Zweige verwenden, dies verbessert die Belüftung.
Indem du kompostierst, trägst du nicht nur dazu bei, der Umwelt einen Gefallen zu tun, sondern du unterstützt auch die Nachhaltigkeit deines Gartens auf verschiedene Weisen. Zum einen gibst du der Umwelt wertvolle Nährstoffe zurück, ohne neuen Dünger kaufen zu müssen. Darüber hinaus förderst du die ökologische Vielfalt deines Gartens, da der Kompost Lebensraum für nützliche Bodenorganismen schafft. Somit leistest du deinen Beitrag zu einem nachhaltigeren und gesünderen Garten, der von einem ausgewogenen Ökosystem profitiert.
INFO: Regenwürmer
Wusstest du schon? Das Umgraben des Bodens, die Belüftung und das Düngen – all diese Aufgaben werden vom Regenwurm im Garten erledigt. Er ist sozusagen der ideale Untermieter. Freiwillig gräbt er den Boden um, verwandelt altes Laub in Kompost und versorgt den Garten mit seinem nährstoffreichen Kot. Zusätzlich zur Bodenbearbeitung sorgt der Regenwurm durch sein stetiges Graben für eine verbesserte Bodenbelüftung und transportiert Nährstoffe von unten nach oben. In einem Boden, der von Regenwurm-Gängen durchzogen ist, gibt es keine Staunässe, stattdessen wird der Regen von der Erde wie ein Schwamm aufgesogen. Dies schafft ideale Bedingungen für Pflanzenwurzeln und andere wichtige Bodenorganismen.
Tipp 7: Pflege und Schnitt der Beerensträucher
In deinem Garten wachsen jede Menge Beeren und du liebst es, deren üppige Zweige jedes Jahr abzuernten. Damit das auch in Zukunft so bleibt, solltest du den Herbst nutzen, um deine Beerensträucher zu beschneiden und zu pflegen. Entferne alte Triebe und gib den Pflanzen die gewünschte Größe und Form. Das fördert das Wachstum und lässt deine Beerensträucher auch im kommenden Jahr gesund und munter Früchte tragen.
Arbeite hierbei immer mit einer scharfen Klinge, damit du saubere Schnittkanten erhältst. Rosen- und Astscheren oder Sägen sollten hier deine Freunde sein. Nach dem Schnitt sollte ein Beerenstrauch noch aus etwa 8 bis 10 Trieben bestehen. Achte dabei darauf, dass es Triebe aus mehreren Jahren sind.
Herbst-Tipp für Schwarze Johannisbeere
Bei Schwarzer Johannisbeere solltest du im Herbst alle dunklen Zweige entfernen, die sich in Bodennähe befinden, denn dieser Beerenstrauch trägt Früchte fast ausschließlich an jüngeren Zweigen.
Herbst-Tipp für rote und weiße Johannisbeere
Ganz anders sieht es bei der roten und weißen Johannisbeere aus. Diese trägt Früchte vor allem an zwei- oder dreijährigen Trieben, weshalb du hier nur Zweige entfernen solltest, die älter sind. Grundsätzlich sollte zwischen den einzelnen Trieben etwa eine Handbreit Platz sein.
Herbst-Tipp für Stachelbeere
Besonders dunkle und ältere Zweige sollten im Herbst bei der Stachelbeere entfernt werden. Diese kann man meist an ihrer recht rauen Rinde erkennen. Die meisten Früchte tragen junge Triebe, die aus älteren hervorgegangen sind.
Herbst-Tipp für Heidelbeere
Bei Sträuchern, die schon mindestens fünf Jahre alt sind, lohnt es sich einen Grundschnitt vorzunehmen. Das heißt, du schneidest ein oder zwei der ursprünglichen Triebe ab. Du wirst sehen, das wirkt wie eine Verjüngungskur auf deine Heidelbeere!
Herbst-Tipp für Himbeere
Um deine Himbeere gut durch den Winter zu bekommen, solltest du die jungen Triebe einkürzen und schwaches oder krankes Holz komplett und in Bodennähe entfernen.
Tipp 8: Gestalte einen (wild)tierfreundlichen Garten
Im Herbst legen wir Vorräte für den Winter an, kuscheln uns Zuhause in eine Wolldecke und genießen auch das stürmische oder regnerische Wetter mit einer Tasse Tee bei Kerzenschein. Doch was machen unsere tierischen Mitbewohner in unseren Gärten? Im besten Fall haben auch sie Rückzugsmöglichkeiten. Egal ob Insektenhotel oder Igelhaus, einfacher Laubhaufen oder Totholzstöße – mit ein paar Handgriffen erlaubst du den heimischen Tieren, den Herbst und Winter sicher bei dir unterzukommen. Schau hierzu doch auch mal in meinen Artikel Tipps für’s Bienenparadies.
Verwandle zum Beispiel deinen Garten in einen Vogel-Magnet! Stelle Vogelhäuser und Vogeltränken auf, damit Vögel einen sicheren Ort zum Fressen und Trinken finden. Dies trägt zur Artenvielfalt und zur Lebendigkeit in deinem Garten bei und kann im Winter eine wahre Freude sein, wenn du die Vögel beobachtest.
Indem du diese Tipps befolgst, kannst du deinen Garten klimafreundlicher gestalten und gleichzeitig die Umwelt unterstützen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Gärtnern!