Akkurate Rasenkante, ständiges Zurückschneiden und tägliche Pflege sind nicht das, was du dir für deinen Garten wünschst? Du möchtest einen pflegeleichten, naturnahen Garten, den Insekten lieben und der für dich Entspannung statt Arbeit bedeutet? Wo dein Geist zur Ruhe kommt und deine Seele einen Rückzugsort findet? Vorab: Einen Garten ganz ohne Pflege gibt es nicht, es sei denn, du wünschst dir eine Schotterwüste. Ich kann dir aber verraten, wie du den Zeitaufwand gering hältst und trotzdem maximal Freude an deinem Stückchen Land haben kannst. Denn wenn der Garten gut durchdacht und sinnvoll angelegt ist, macht auch die Arbeit darin viel mehr Spaß.
Tipp 1: Lass deinen Garten leben
Die meisten Menschen sind es gewohnt, dass ein tolles Ergebnis vieler Arbeit, Mühe, Kontrolle und Organisation bedarf. Gerade im beruflichen Alltag ist das nicht ungewöhnlich. Eine solche Herangehensweise stresst aber oft und lässt einem kreativen Geist wenig Raum für Entfaltung. Daher sollte man seinen Garten nicht nur als weiteres Arbeitsprojekt sehen, sondern als einen Ort, an dem die Natur und man sich selbst frei entfalten kann. Denn ein naturnaher Garten kann sich am besten dann entwickeln, wenn man ihn in Ruhe lässt. Nicht jeder Trieb muss zurückgeschnitten, nicht jedes Blatt in Form gebracht werden. Wenn man sich von derartigen Ansprüchen lossagt, nimmt man viel Druck von sich selbst und kann den eigenen Garten viel entspannter betreten und sich an ihm und seinem Wachstum erfreuen, statt ihn als Quell unerwünschter Aufgaben wahrzunehmen.
Damit dies möglich ist, solltest du dir Pflanzen und Sträucher aussuchen, die langsam wachsen. So müssen diese nicht jedes Jahr zurückgeschnitten werden und du sparst viel Arbeit und Zeit. Schaue, dass es sich um heimische und robuste Gewächse handelt, die auch mit den Veränderungen im Klima klar kommen. So wird dein Garten ein Ort, wo dein Geist zur Ruhe kommen und deine Seele Erholung finden kann.
Keine Schnitthecken als Gartenbegrenzung
Statt Hecken, die jedes Jahr geschnitten werden müssen, kannst du auch darauf achten, frei wachsende Blütenhecken anzupflanzen. Denn das, was viele Menschen dafür bisher nutzen ist Thuja, auch bekannt als Lebensbaum. Dabei ist Thuja sehr pflegeintensiv, benötigt viel Wasser und hat keinen nennenswerten Mehrwert für Wildtiere oder Insekten.
Stattdessen eigenen sich zum Beispiel Schneeball, Felsenbirne, Kornelkirsche oder Schwarzer Holunder, Weißdorn, aber auch Säulenformen wie Säuleneibe, hervorragend als Heckenersatz. Natürlich brauchst du etwas Geduld, aber die solltest du mit der Natur sowieso haben. Wenn du den Pflanzen Zeit zum Wachsen lässt, kannst du selbst mit deinem Garten mitwachsen und ihn innerlich mit Entschleunigung und positiver Langsamkeit verbinden.
Pflegeleicht statt ungepflegt
Du denkst, wenn du es in deinem Garten wild wuchern lässt, sieht es schnell ungepflegt aus? Du bist jemand, der trotz aller Liebe zur Wildnis einfach ein paar gerade Linien benötigt? Dann sorge für optische Struktur, in dem du klare Begrenzungen setzt. Das geht zum Beispiel mit Hilfe von Wegen, Mauern oder Treppen, aber auch einfach einer Einfassung der Beete. Solange du diese frei von Bewuchs und ordentlich hältst, wirkt dein Garten immer gepflegt und die Beete selbst dürfen etwas wilder sein.
Bei naturnahen Gärten geht es darum, die richtige Balance zu finden. Ein Garten sollte ein Rückzugsort sein, in dem du dich wohlfühlst und nicht eine lästige Pflicht, die du immer im Hinterkopf hast und die dich belastet. Im besten Fall macht es dir Spaß, dich in deinem Garten aufzuhalten, dich um ihn zu kümmern, ihm die Liebe und Aufmerksamkeit zu geben, die er braucht, und im Gegenzug mit Erholung und Entspannung belohnt zu werden.
Inwieweit du Ordnung und Struktur brauchst oder ein bisschen Chaos willkommen heißt, hängt natürlich ganz individuell von dir, deinen Vorlieben und auch deiner Zeit ab. Bedenke immer: Den perfekten Garten gibt es nicht, aber du kannst den richtigen für dich persönlich schaffen.
Flächig pflanzen
Gerade unter dem Design-Aspekt kann es deinen Garten optisch strukturieren, wenn du in größeren Flächen anpflanzt. Diese beruhigen den Blick und sorgen für Ordnung. Grundsätzlich gilt auch hier: Ein Wechsel zwischen unruhigeren Bereichen und geordneten sorgt für eine harmonische Ausgeglichenheit.
Für flächige Anpflanzungen eignen sich Stauden wie Storchschnabel, Taglilie, Schafgarbe, Wolfsmilch, Fetthenne und Katzenminze. Mit ihren teils bunten Blüten bringen sie Leben in deinen Garten und Sonne in dein Herz!
Zusatz-Tipp: Achte bei Rosen darauf, dass es sich um Wildrosen handelt oder solche, die das ADR-Siegel (Allgemeine Deutsche Rosen-Neuheitenprüfung) erhalten haben. Letztere gedeihen auch ohne Schutzmittel und Dünger und sind deutlich robuster und widerstandsfähiger als viele andere Arten.
Tipp 2: Entwickle ein Gespür für deinen Garten
Lerne, genau hinzuschauen, auf die Natur zu vertrauen und deinen Garten nicht nach einem immer gleichen Muster zu behandeln. Natürlich ist es für viele Menschen einfacher, Routinen in den Alltag zu integrieren, doch es lohnt sich, ab und an mit wachem Blick umherzustreifen, um zu erkennen, was wirklich nötig ist und was vielleicht gar nicht getan werden muss.
Gießt du deine Pflanzen jeden Tag zu einer bestimmten Tageszeit? Bekommen sie immer die gleiche Menge Wasser? Hat du vielleicht sogar einen Rasensprenger, der immer um die gleiche Uhrzeit loslegt? Und falls ja: Ist das wirklich sinnvoll? Wenn du dir ab und zu die Zeit nimmst, dir deinen Garten und die Pflanzen genau anzuschauen und sie wirklich wahrzunehmen, merkst du vielleicht, dass einige Pflanzen eher ein bisschen Dünger statt noch mehr Wasser benötigen. Oder einfach nur etwas Platz, um sich zu entfalten.
Lass der Natur ihren Lauf
Um ein gutes Gleichgewicht in deinem Garten herbeizuführen, darfst du der Natur auch gerne mal freie Bahn lassen. Monokulturen sind das genaue Gegenteil von pflegeleicht und über wildere Ecken freuen sich Insekten, die wiederum sogenannte Schädlinge beseitigen und wichtig sind für die Bestäubung.
Wenn du mehr über einen insektenfreundlichen Garten wissen möchtest, dann schau doch mal im Artikel zum Bienenparadies vorbei!
Du hast im Herbst keine Lust, täglich das Laub zu beseitigen? Gut so! Laubhaufen sind ein Zufluchtsort für viele Tier wie Igel, die leidenschaftlich gern Schnecken fressen. Auch Reisig und Totholz mögen die possierlichen Nützlinge.
Tipp 3: Wilde Wiese statt rechteckiger Rasen
Dass ein klassischer grüner Rasen weder etwas für die Klimafreundlichkeit, noch für die Insekten in deinem Garten tut, ist mittlerweile gemeinhin bekannt. Warum also nicht bunte Blumen stattdessen? Hierbei hast du mehrere Möglichkeiten. Du könntest zum Beispiel die Rasenfläche an einem Ende verkleinern und so Platz für etwas Wildwuchs schaffen. Oder du pflanzt kleine Blühinseln mit Wildblumen – die Bienen werden sie lieben.
Der Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Rasenfläche liegt hierbei auf der Hand: Wildblumenwiesen machen nämlich deutlich weniger Arbeit! Rasen muss gemäht, vertikutiert und gedüngt werden. Im Sommer verbrennt er schnell und benötigt wahnsinnig viel Wasser. Durch den Klimawandel haben wir weiterhin mit extremen Wetterphänomenen zu rechen und das bedeutet Hitzeperioden im Frühjahr und Sommer, aber auch Starkregenfälle wie 2021 im Ahrtal. Ist der Untergrund des Gartens nicht richtig vorbereitet, kann der Regen im Herbst nicht abfließen und flutet im schlimmsten Fall das Grundstück.
Eine Wildblumenwiese ist hingegen deutlich pflegeleichter, naturnaher und auch artenreicher. Eine solche Wiese wird in der Regel nur zwei Mal pro Jahr gemäht. Während Rasen viel Wasser und Nährstoffe benötigt, sind Blumen mit trockenerem und nährstoffärmeren Boden zufrieden. Während Rasen im Sonnenlicht schnell verbrennt, mögen Blumen direkte Sonneneinstrahlung. Du siehst also: Eine Wildblumenwiese macht wenig Arbeit und verschönert deinen Garten!
Zusatz-Tipp: Achte beim Kauf von Wildblumen-Samen darauf, dass es sich um mehrjährige Blüher handelt!
Tipp 4: Der richtige Standort ist entscheidend
Ganz wichtig: Wenn du deinen Garten neu anlegst oder umplanst, solltest du dir auf jeden Fall Gedanken über die Standorte der einzelnen Pflanzen machen. Denn indem du die verschiedenen Bedürfnisse der Pflanzen beachtest und den Pflanzort entsprechend auswählst, kannst du dir viel Arbeit sparen.
Informiere dich über Faktoren wie Licht, Temperatur, Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit, bevor du entscheidest, was du wo anpflanzen möchtest. Beete im Halschatten und Schatten benötigen zum Beispiel humose Böden, sonnige Fleckchen hingegen brauchen durchlässige Böden.
Du möchtest mehr Informationen zu Pflanzen, die es heiß und trocken mögen?
Dann schau in meinen passenden Artikel!
Kurze Wege
Je nachdem, wie groß dein Garten ist, kann es ganz schön anstrengend sein, alles immer im Blick zu haben. Überlege dir daher vorab, ob es Beete gibt, die mehr Aufmerksamkeit benötigen, als andere. Falls das der Fall ist, dann lege diese nah beim Haus an, solange die anderen Faktoren das zulassen. Denn dann hast du erstens kürzere Wege und zweitens vielleicht sogar vom Fenster aus den Überblick!
Tipp 5: Richtig mulchen
Mulch kann Unkrautwuchs verhindern aber vor allem den Boden vor Austrocknung und Frost schützen. Da es sich um Materialien handelt, die mit der Zeit verrotten, entsteht so auch noch ein natürlicher Dünger. Im besten Fall muss man also weniger gießen, düngen und auch jäten. Aber man sollte sich vorab genau informieren, welche Art von Mulch man wo in seinem Garten einsetzen sollte.
Rindenmulch zum Beispiel sollte nur zwischen Pflanzen verteilt werden, die saure Böden benötigen, da sonst wiederum zusätzlich mit Stickstoff gedüngt werden muss. Um Pflanzenwuchs dauerhaft zu verhindern, sollte eine Schicht von mindestens fünf, besser aber sieben Zentimetern aufgetragen werden. Damit die gewünschte Wirkung erzielt werden kann, sollte das Beet aber vorab von allen unerwünschten Pflanzen befreit werden.
Für die anderen Flächen eignen sich Laub oder Grasschnitt besser. Letzterer sollte samenfrei sein und trocken ausgebracht werden und nicht mehr als zwei Zentimeter hoch liegen. Wird er zu feucht aufgetragen, kann Fäulnis entstehen. Wer Erdbeeren im Garten hat, kann sie mit Stroh gegen Schimmel und Fäulnis schützen. Aber auch hier gilt: Auf Dauer entzieht Stroh dem Boden Stickstoff!
Eine weitere Möglichkeit: Im Herbst das Laub nicht wegharken, sondern auf den Beeten liegen lassen. So bleibt der Boden feuchter und verhärtet nicht so schnell. Außerdem sorgt es für weniger Wildwuchs und die Regenwürmer haben Futter.
Tipp 6: Langfristig bunt denken
Wenn du es bunt und voller Blüten magst, dann überlege dir, welche Blumen lange blühen. Hier kann es sinnvoll sein, Pflanzen mit kleineren Blättern zu wählen. Viele Zuchttulpen zum Beispiel haben viel Laub und wirken nach der Blüte schnell unansehnlich. Besser geeignet sind zum Beispiel Krokusse, Wildtulpen oder Narzissen. Oder du setzt Tulpen und Zierlauch zwischen hochwachsende Stauden, so wird das Laub eher verdeckt.
Ist dein Garten groß genug für Mobiliar oder sogar ein Gartenhaus, dann denke auch hier langfristig. Wer günstig kauft, kauft nämlich oft zwei Mal und das ist dann gar nicht nachhaltig. Wähle also ein robustes Material wie Robinienholz, an dem du viele Jahre Freude hast. Möbel aus Holz solltest du im Winter immer trocken und geschützt lagern, sonst müssen sie jährlich abgeschliffen und gestrichen werden. Bei einem Gartenhaus solltest du auf eine umweltfreundliche aber dauerhafte Form der Konservierung achten. Solche bestehen hauptsächlich aus Naturharzen, Ölen und weiteren wasserbasierten Inhaltsstoffen, die das Holz vor Wind und Wetter schützen.
Zusatz-Tipp: Achte auf das richtige und vor allem hochwertiges Werkzeug! Hier lohnt sich eine einmalig etwas höhere Investition, denn mit dem richtigen Gerät geht das Gärtnern leichter von der Hand und macht auch viel mehr Spaß!
Tipp 7: Bewusste Pflege, statt lästige Arbeit
Wie bereits angesprochen ist auch das Mind Set deinen Garten betreffend entscheidend. Ich wünsche mir für dich, dass du an einen Punkt kommst, an dem es dir Freude macht, dich in deinem Garten aufzuhalten und sich um ihn zu kümmern. Dass es nicht Arbeit ist, sondern eine kleine Auszeit sich mit all den Pflanzen dort zu beschäftigen. Kurzum: Dass dein Garten keine lästige Verantwortung, sondern eine erholsame Bereicherung für dich ist.
Mit den hier genannten Tipps möchte ich dir eine Hilfestellung bieten, genau das zu erreichen. Wenn du Fragen hast oder Hilfe benötigst, kannst du dich natürlich gerne über das Kontaktformular bei mir melden!
Dein Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen mit einem pflegeleichten Garten